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Florian Russi

Lustige, spannende, fantasievolle Märchen über Zwerge, den Zauberer Krabat und den Müllergesellen Pumphut sind hier versammelt.

Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen

Moritz Fürstenau

"Johann Georg II. hatte in seiner Jugend die Blüthezeit der väterlichen Kapelle unter Direction des berühmten Heinrich Schütz erlebt und dadurch Eindrücke empfangen, die ihn trotz aller Hinneigung zur neuen fremden Art doch deutsche Kunst und Künstler nie ganz vergessen leißen. Er mag auch bei Schütz frühzeitig Musikunterricht gehabt haben. Dieser widmete 1629 dem jungen Kurprinzen den ersten Theil seiner Symphoniae sacrae, welcher in demselben Jahre in Venedig erschien. Daß Johann Georg II. Musikunterricht hatte, ist außer allen Zweifel. Auch seine Brüder erhielten denselben; in den Instuktionen an die Erzieher ist ausdrücklich davon die Rede. In der an Heinrich Taube (1632´), die Herzöge August, Christian und Moritz betreffend, heißt es: "die Exercitia mit dem Tanzen und der Musika soll erzu rechter und zu solcher Zeit mit ihnen fürnehmen lassen, die zu einem und dem andern am bequemsten."

Oft finden sich Beweise einer gründlichen musikalischen Bildung Johann Georg II. vor. Er componirte sogar und eines dieser Werke ist noch auf uns gekommen. Am 31. Mai 1673 (seinem Geburtstage) wurde in der Schloßkapelle beim Frühgottesdienste zum Introitus aufgeführt: "Laudate Dominum omnes Gentes, der 117. Psalm mit Trompeten und PAuken, Kurfürstl. Durchlaucht eigene Komposition". Nachmals wurde dieser Psalm noch öfter gesungen, so am 2. Februar 1679, zur Feier des Niemwegener Friedensfestes. Das Stück ist in Form einer Ciaconna dreistimmig für Alt, Tenor und Baß mit Begleitung zweier Violinen und eines Basso continuo gesetzt. Er war zu jener Zeit oft Sitte, selbst Kirchencompositionen nach gewissen beliebten Tanzrythmen zu schreiben, nur darf dabei nicht an unsere jetzigen schnellen 2/4 und 3/4 Takte der Art gebracht werden, sondern an die damaligen langsamen Bewegungen der Sarabande, Loure, Canaria und anderer derartigen Tänze.

Auch war es hauptsächlich nur die rythmische Eintheilung, welche dabei maßgebend erschien. Pauken und Trompeten mögen wohl vor und nach dem Stücke zu Intraden gebraucht worden, nocht aber bei demselben selbst begleitend thätig gewesen sein.

Ein anderweiter Beweis für die musikalische Bildung Johann Georg II. ist seine Theilnahme an der erneuten Heruasgabe der Psalmen von Schütz (1661) und des Dresdner Gesangbuches (1676), worauf wir später zurückkommen werden. Letzteres war ihm sehr theuer; wiederholt erwähnt er es in seinen Briefen und schenkt es seinen Brüdern und andern protestantischen Fürsten.

Johann Georg II. interessierte sich für alle bedeutenden künstlerischen Erscheinungen seiner Zeit. Mannichfache Beweise dafür liegen uns vor. So stand er in Verbindung mit dem damals berühmten Athanastus Kircher, der 1665 und 1671 von Rom aus an ihn schrieb, das erste Mal bei Uebersendung seiner Werke durch August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. Sein Hof war der Sammelplatz vieler berühmter reisender Künstler und er als Beschützer dieser weit und breit bekannt. Der ausgezeichnete kaiserliche Hoforganist und Klavierspieler Johann Jacob Froberger, welcher nach Dresden mit einem Empfehlungsschreiben seines Herrn, Kaiser Ferdinand III., an Johann Georg II. kam, als dieser noch Kurprinz war, spielte vor demselben "6 Toccaten, 8 Capprici, 2 Ricercaten und 2 Suiten," die er ihm "in ein schön gebundenes Buch sauber selbst geschrieben" verehrte, wofür er eine goldene Kette bekam, bei Hofe wohl bewirthet und mit einem Anwortschreiben an den Kaiser in allen Gnaden entlassen wurde. Mattheson in seiner Ehrenpforte S. 88 bemerkt hierzu: "Was dieser Monarch für ein Liebhaber der Musik, Kenner und Komponist gewesen, ist weltkundig, daher war ihm Froberger´s Verrichtung und erhaltene Ehre überaus angenehm. Ach! wo sind die Zeiten hinkommen!". Mattheson erzählt ferner von einem Wettkampf, welchen der Kurprinz zwischen Forberger und seinem Organisten Matthias Weckmann um den Preis einer goldenen Kette angeregt habe und aus dem beide Künstler würdig und voll gegenseitiger Achtung hervorgangen seien. - Auch der berühmte Klavierspieler Johann Phillipp Krieger (geb. 1649), damals Vicekapellmeister und Hoforganist des Herzogs Administrator zu Halle, spielte 1678 während der großen Festlichkeiten, zu denen er im Gefolge seines Herrn nach Dresden gekommen war, bei Tafel vor Johann Georg II., wofür er einen Ring mit 7 Diamantrosen im Werthe von 56 Thalern erhielt."

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Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg II., Johann Georg III. und Johann Georg IV., unter Berücksichtigung der ältesten Theatergeschichte Dresdens, Dresden 1861, S. 6-9.

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