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Sommerschnee

Berndt Seite

Hardcover, 124 S., 2020 erscheint demnächst; Bereits vorbestellbar

ISBN: 978-3-86397-134-2
Preis: 15,00 €

Sommerschnee – das sind die luftig-bauschigen Samenfasern der Pappelfrüchte, die sich im Sommer öffnen und die Welt mit ihrem weißen Flaum überziehen: Schnee in der wärmsten Jahreszeit. Mal melancholisch, mal mandelbitter, aber stets in größter Genauigkeit geht Berndt Seite auch in seinem neuen Lyrikband den Erscheinungsformen der Natur nach und lotet in ihnen die Bedingungen des Lebens aus.

Prinz August und der wunderbare Stein auf dem Dresdner Markte

Prinz August und der wunderbare Stein auf dem Dresdner Markte

Johann Georg Theodor Grässe

Prinz August und der wunderbare Stein auf dem Dresdner Markte

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August, ein Sohn des Churfürsten Christian I., geboren im J. 1589, war im Frühjahre 1614 schwer erkrankt, also daß in den Kirchen für seine Genesung gebetet wurde. Da ist der Puppenmacher Christoph Ufer am 30. Mai 1614 in der Kirche gewesen, und nachdem er sich dem Gebete für die Herstellung des kranken Prinzen aufrichtig angeschlossen, ist er nach Beendigung des Gottesdienstes nach Neustadt-Dresden, damals noch die Altstadt genannt, gegangen. Unterwegs am hellen Tage ward ihm, wie er überzeugt war, durch einen Geist ein Mittel anvertraut, um den Kranken herzustellen. Es hat ihn auf der Elbbrücke hart am Zahlhause ein starker Wirbelwind angestoßen, ihm den Mantel über den Kopf geworfen und so stark umgewickelt, daß er kaum Odem schöpfen konnte, sobald er aber, und zwar nicht ohne große Mühe, sich ein wenig ausgewickelt, hat eine starke deutsche vernehmliche Stimme zu ihm gesagt: „gehe jen Alten Dresden auf den Markt, da wirst Du einen Stein finden, den hebe auf und trage ihn in des Herren Haus und lasse ihn denselben unter das Haupt legen!" Darauf ist er straks fortgegangen, gerade vor sich von der Brücke nach dem Rathhauß zu Alten Dresden, und er hat den Stein, worauf die Sonne geschienen, also gesehen, daß er etwas geglitzert, hat ihn aufgehoben und derselbe ist ihm in der Hand warm, je länger je mehr, wie eine Kohle geworden. Er hat sich also wieder zurück in die Festung begeben, unterwegs aber den Stadtpfeifer Meister Nickel, so ihm begegnet, angesprochen und ihn, was er mit dem Steine auf empfangenen Bericht thun solle gefragt, der ihm geantwortet, es sey mit solchen Herren nicht zu scherzen, er müsse andere Leute um Rath fragen, auf welche Reden er ferner bis an den Stall gekommen, und als er an der Ecke gegen die Fleischbänke die Stufen herabgetreten, habe ihn abermals eine Stimme angeredet und zu drei unterschiedenen Malen zugesprochen: „gehe fort, gehe fort, gehe fort!" darum er auch nicht abgelassen, bis er vor JJ. Fürstl. Gnaden Haus den Stein dem churfürstlichen Küchenmeister präsentirt und übergeben hatte. Diesem aber erschien die Andeutung des Puppenmachers ebenso geheimnißvoll wie unklar, er zeigte die Sache an, und Ufer ward nun von zwei Hofräthen gütlich und glimpflich vernommen, wo er dann die Sache, wie eben erzählt, zu Protokoll gab. Er meinte nun, was den Autor, dessen Stimme er gehört, anbelange, so denke er, derselbe sey ein Geist und zwar seines Erachtens ein gedoppelter, ein guter und ein böser Geist gewesen, der böse sey der Wirbelwind, der es auf der Brücke hätte verhindern wollen, daß er nicht sollte hinausgehen, der gute aber, der es ihm befohlen, dergleichen Geistes Stimme er zuvor nicht gehöret oder davon gelesen, und ob er zwar auf Erinnerung gerne bekenne, daß von dergleichen guten Geistern so dergestalt mit den Menschen reden, wir in der Schrift keine Befehle noch Verheißungen haben, so halte er es doch für Gottes Stimme. Den Stein achte er für eine Creatur und einen Kieselstein, glaube auch an den Stein nicht, gestehe es, daß Gott diesen Stein auch zu solchem Mittel nicht erschaffen, aber um der Stimme willen, die ihn geheißen, solchen Stein herzutragen, achte er seinem Gutdünken nach, daß er helfen solle etc. Es scheint aber, als ob weder der Churfürst noch der Kranke Vertrauen zu der Kur mit dem Steine gehabt, also die geheimnißvolle Kraft des Steins nicht erprobt haben. Dauernde Genesung wenigstens ist nicht die Folge gewesen, denn Herzog August starb zu Ende des folgenden Jahres.

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Johann Georg Theodor Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Bd. 1. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage, Dresden 1874, S. 38-40.

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