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Die zwei schönsten Geschichten aus Florian Russis "Alids Traum" wurden für Kinder neu erzählt und farbig illustriert.

"Vom Nahmen der Stadt Dresden"

Antonius Weck

Vom Nahmen der Stadt Dresden

Je bewertesten Historici, welche in verwichene Zeiten eines und das andere vom Lande zu Meißen geschrieben haben sich über dem Nahmen Dresden oder Dreseden wie es noch vor länger als 400 Jahren eigentlich geschrieben worden nicht allerdings vereinigen können. Der allergemeinsten opinion und Duetung daß es ein zusammengesetztes Deudsches Wort seyn und etwan so viel heissen solle als DreySeen ist Matthäus Dresserus in seiner Städte-Chronicka fast zum Theil beygefallen indeme er mit nachfolgenden Worten darvon geschrieben: Doch ists der Warheit ähnlicher daß Sie (die Stadt) heiße Dresden von den drey Seen oder Pfitzen die noch heut zu Tage vorhanden seyn. Worunter dann etliche das also genannte See am Hospital zu St. Jacob 2. den Juden-Teich bey der Bürgerwiese und 3. den Quell am Hospital St. Bartholomäi so man ins gemein die Enden Pfitze nennet und von Alt-Dresden u rechnen alle drey hinter der Stadt Neu Dresden gelegen verstehen wollen. Es räumet aber jetz erwehnter Author nichts weniger kutz vorhero ehe er diese meldet selbst ein daß Dresden auch ein Wendisches Wort sey welches so viel als ein Ort dahin man einen zum Streit ausfordert heiße wie dann dieser Meinung so wohl M. Tobias Simon, in der Oration von der Stadt Dresden als auch andere beystehen Gestalt Sie die erstgedachte Muthmassung daß nemlich Dresden den Nahmen von drey Seen bekommen haben solte vernünfftig wiederlegen und vielleicht dahero weil fast nicht ab zusehen woher es doch kommen seyn müste daß die Jnnwohner zu Alt-Dresden den Nahmen selbiges Fleckens disseits der Elbe von dreyen Seen (so zwar nichts anders als Pfitzen zu nennen) welche gleichwohl Alt-Dresden ganz nichts angehen und von selbigem Platze dazumal im Pusche und Tännicht ziemlich weit auf der andern Seite des Elb-Strohms entlegen gewesen seynd solten von ferne geholet haben.
Solcher Gestalt nun pflichten obgedachte Authores M. Ptri Albini Gedancken bey welcher nachfolgende Meinung von dieser Stadt Nahmen da Er etlicher Städte Ursprung erwehnet aufgezeichnet hinterlassen: Die Erfahrnen der Wendischen und Böhmischen Sprache (schreibt Er) welche fast einerley berichten daß der Nahme Dresden eigentlich so viel seye als Locus irritationis ad pugnam, ein Ort des Ausforderns zum Streit und daß die Stadt ohne zweifel ab eventu genennet und mit solcher ursachlichen Gelegenheit erbautet worden, daß etwan eine Schlacht daselbst geschehen, welches denn nicht ungläublich, weil es vor Zeiten sehr bräuchlich gewesen, daß man auf die Wahl-Städte, da die Schlachten geschehen hernach Dörffer, Flecken oder Städte erbautet etc. so weit Albinus.

Dafern nun Dresden, wie denn daran kein zweifel, und vermittelst nachfolgenden Tituls, an- und ausgeführet werden solle, zu den Zeiten der Wendischen Inntvohner dieser Lande aufkommen, so ist umb so viel weniger zu zweifeln, daß auch diesem Orte damals ein Wendischer Nahme zugeeignet worden, und zwar, weil nichts ungewöhnliches, daß andere Städte, welche unb gleiche Zeit, oder auch wohl noch etwas später hernach entstanden, Wendische Nahmen gehabt, und noch heutiges Tages führen, als da ist Leipzig oder Lypzgk, wie es eigentlich zu schreiben, Colditz, Leißnigk, Dölitzsch, Pirna, Stolpen oder Stulipan, und andere dergleichen mehr, der vielfältigen Flecken und Dörffer, welchem dem Lande zu Meißen, insonderheit in hiesiger Pflege, (wie unten im Titul vom Ambte Dresden mit mehrern zu ersehen) meistenstheils Wendische Nahmen gehabt, und behalten haben, alhier zugeschtweigen, wie denn auch dahero desto mehr zu gläuben, daß Dresden ein Wendisch Wort, und ein platz oder Wahlstadt zum Streit, zu verdeudschen seye, wenn, nach Anleitung des alten Geschichtsschreibers Rheginonis, Keyser Carl der Grosse, diesen Ort zun Zeiten der Sorbenwenden erbauet, in Meinung alda seinen Feinden, denen benachbarten Böhmen, und Milcenerwenden (so jetzo, nach Ditmari Berichte, die Gegend des Marggrafthumbs Ober-Lausitz) ja den hiesigen Innländischen Dalemincier- und Sorbenwenden auch selbst, indeme Sie dem Reiche merh als einsten, wider ihre Zusage, die Treue gebrochen, massen Albinus, um 8. Buche seiner Land-Chronicke, soches ausgeführet, gleichsam einen Zorn zuentsitzen, da dann gar leichtlich seyn kan, daß Er denenselben zum Trutz den Ort: Locum provocationis ad pugnam, oder einen Platz, dahin Er sein Gegentheil und unbeständige Unterthanen zum Streit gefordert, genennet habe, Gestalt hierüumber aus des Ditmari V. und VI. Buche gnugsam bekant, daß Keyser Heinrich der I. sonst Vögler genannt, wider die ietztgedachten Milcener-Wenden, einen Marggraffen zu Meißen verordnet, und also der nahen Nachbarschaft halber, mit ihnen, als unruhigen Völckern, stets zu streiten gewesen. Und weil solcher Gestalt, wie erwehnet, diese unterschiedene Authores, auch endlich Matthaeus Drefferus selbst. statuiren, daß Dresden ein Wendisches Wort, und auf gedachte Art nach der Meißnischen Sprache zu verdeudschen seye: Si ist verhoffentlich bey fothaner Beschaffenheit umb so viel weniger daran zu zweifeln, daß der Nahmen Dresden von der Wendischen Sprache übrig blieben, und im Deutschen eigentlich eine Wahlstadt zum Streit zu nennen seye. Daß auch dieser Gegend, wie man oben praefumirt, eine Schlacht zu der Wenden Zeiten geschehen, solte fast dadurch zu behaubten scheinen, indem bey Erbauung der Durchleuchtigsten Churfürstin Garten, sonst der Welsche genannt, man etliche Irdene Töpfe, darinn die Asche der Heyden aufgehoben, angetroffen, auch das instehende 1678te Jahr über in solchem Garten noch bey 70 dergleichen Urnas gefunden, und weis der Churfürstl. Sächs. Gärtner zu erzehlen, daß ieglicher solcher Topf mit Pflaster-Steinen umsetzt gewesen, und gemeiniglich deren 5. 6. 7. 8. bis 9. Stücke beysammen gestanden, daher an der vorhererwehnten Erzehlung und Wermuthen desto weniger zu zweifeln.
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Antonius Weck, Der Churfl-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib: und Vorstellung, Nürnberg 1680, S. 9-11.

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