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Klaus Beer

Zwei Welten

Kurz vor dem Mauerbau kommt Klaus Beer mit Frau und Kind in den „goldenen Westen“. Der Autor erzählt von seinen persönlichen Erlebnissen im geteilten Deutschland - in den „Zwei Welten“. Das Buch endet mit der Wiedervereinigung.

Der Schlosspark zu Pillnitz

Der Schlosspark zu Pillnitz

Ute Rosner


Die ehemalige Sommerresidenz des sächsischen Königshauses

 

Tritonengondel
Tritonengondel
Bewegt man sich von Dresden elbaufwärts, dauert es nicht lange, und elbseitig rechts taucht die imposante Schlossanlage von Pillnitz auf. Unverkennbar mit ihren Chinoiserien, geschwungenen Dächern und Dekoren, liegt sie direkt an der Elbe, eingebettet in eine großartige Parkanlage. Schon zur Zeit August des Starken genoss die Hofgesellschaft diesen Anblick, wenn sie sich, mit Gondeln auf der Elbe von Dresden kommend, nach Pillnitz spazierenfahren ließ. Der Fluss und das Schloss bilden auch heute eine malerische Einheit. Über eine ausladende Treppe, erbaut nach den Entwürfen von Zacharias Longuelune, erreicht man das Wasserpalais als Teil des Schlosses. Die enge Verbindung zum Wasser ist typisch für die Gestaltung barocker Schlossanlagen und in Pillnitz meisterhaft umgesetzt.

Bergpalais, Wasserpalais und Neues Palais bilden die Hauptbestandteile des Pillnitzer Schlosses und sind in mehreren Etappen über die Jahrhunderte entstanden.

Während Bergpalais und Wasserpalais ab 1720 bis 1723/1724 von Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longuelune erbaut und Ende des 18. Jahrhunderts um die Flügelbauten jeweils zu beiden Seiten erweitert wurden, entstand das Neue Palais nach dem Brand des Alten Schlosses ab 1818 mit klassizistischem Kuppelsaal, Königlicher Hofküche und Katholischer Kapelle.
    
Das Schloss um 1800
Das Schloss um 1800
     
Auch die Parkanlage, bestehend aus Englischem, Chinesischem und Holländischem Garten sowie Großem Schlossgarten und zentralem Lustgarten, ist über einen langen Zeitraum hinweg entstanden. Letzterer, zwischen Berg- und Wasserpalais gelegen, bildet den ältesten Teil des Parks. Dieser im frühen 18. Jahrhundert geometrischen, axialsymmetrischen Regeln folgende Barockpark diente höfischem Spiel und ländlichen Vergnügungen. Denn Fest und Spiel gehören zum Wesen des Barockparks - so auch in Pillnitz. Vier Fontänen mit Wasserbecken, rechtwinkelige, sich kreuzende Wege und Parterre-Beete, die den Rahmen für kleine Spielfelder schufen, waren die wesentlichen Gestaltungselemente dieses Gartens in jener Zeit, in welchem die Angehörigen des Dresdner Hofes ihren beliebten Beschäftigungen wie Kegel- und Kugelspielen, Ball- und Ringwerfen nachgingen.
     
Der Spielgedanke setzt sich fort in den Heckenquartieren, die sich westlich des Lustgartens befinden. 1712/1713 angelegt, bilden sie Freilichträume, wie geschaffen für Festlichkeiten und Vergnügungen. Natur und Architektur werden hier eins. Die Heckenquartiere als Räume und die Sonne als Leuchter - der perfekte Rahmen, um Zeitvertreib und Spiel nachzugehen. Sie entstanden auf Weisung der Gräfin Cosel, welcher August der Starke 1706 das Pillnitzer Anwesen schenkte.
 
Auch die lange, weiter nach Westen führende Kastanienallee, welche ab 1725 nach Entwürfen von Matthäus Daniel Pöppelmann entstand, führt dieses Konzept fort. Die vierreihige Allee aus Rosskastanien hat die Anmutung eines feierlichen Laubgewölbes, das die barocke Parkanlage mit der freien Natur verbindet. Sie diente dem Hof zur damaligen Zeit auch als beliebte Bahn für das Maille-Spiel. Ausreichend Platz war und ist auch heute noch vorhanden, um sich kurzweiligen Unternehmungen und Frohsinn hinzugeben.
   
Teich am Chinesischen Pavillon im Schlosspark Pillnitz
Teich am Chinesischen Pavillon im Schlosspark Pillnitz
Um 1723 entstand durch Erweiterungen des Parks oberhalb des Bergpalais - auch um weitere Spielflächen zu schaffen - der Große Schlossgarten. Das ihm damals gegebene Aussehen konnte dieser Teil des Parks, zumindest im Bereich direkt hinter dem Bergpalais, bis heute bewahren. Baumreihen aus Rosskastanien und Linden umranden große Rasenflächen. In damaliger Zeit wurden diese unter anderem als Schießbahn oder für das Maille-Spiel genutzt. Heute erblühen hier im zeitigen Frühjahr die Krokusse und Buschwindröschen. Vor dem Auge des Besuchers breitet sich um diese Jahreszeit ein bunter, gelb-, lila-, und weißfarbener Teppich aus. So wie im Frühjahr, nach der langen Winterpause, der Park generell wieder die Besucher anlockt, sorgen diese kleinen, beliebten Frühblüher noch einmal für besondere Aufmerksamkeit und wachsenden Besucherstrom.
 
Schlägt man vom Lustgarten bzw. vom Bergpalais aus die nordwestliche Richtung ein, gelangt man nach kurzer Strecke zuerst in den Koniferenhain und daran angrenzend in den Englischen Garten. Die Entwicklung des Landschaftsgartens Ende des 18. Jahrhunderts in Europa machte auch vor Pillnitz nicht halt. Um 1780 begann hier durch Erweiterungen der Parkanlage dieser neue Trend als Abkehr von der barocken Ordnung Einzug zu halten. Dabei blieben die alten barocken Anlagen erhalten, wurden nicht umgestaltet, sondern die Parkanlage um den neuen landschaftlichen Teil erweitert. Bei dieser Form des Parks haben nicht mehr die Architektur, Geometrie und Symmetrie die beherrschende Rolle, sondern die Natur, die sich frei entfalten kann. Alles wirkt, obwohl gezielt und mit Bedacht angelegt, spontan und zufällig. Schmale Wege schlängeln sich vorbei an Bäumen, Sträuchern und Gehölzen. Alles wirkt frei und luftig, kein Gewächs wurde in einen festgelegten Rahmen gepresst oder die Gärtnerschere angelegt, um Form zu geben. Auf diese Weise bilden Englischer und barocker Lustgarten einen reizvollen Kontrast. Buchen, Eichen, Linden, Ahorn und viele verschiedene exotische Gehölzarten sind hier zu finden. Bereits über 200 Jahre sind die Bäume teilweise alt. Vor allem durch die vielen fremdländischen Pflanzen erhält der Englische Garten seinen botanischen Charakter.
 
Eine mächtige Platane am Ufer des Teiches im Englischen Garten zieht die Blicke der Besucher auf sich. Sie gilt als der stärkste Baum der Parkanlage. Unweit von ihr befindet sich der Englische Pavillon. Dieser wurde erbaut nach Plänen von Traugott Christian Weinlig und war Rückzugsort und Musenkabinett des Kurfürsten.
Camellia sasanqua
Camellia sasanqua
Eine der berühmtesten exotischen Pflanzen des Pillnitzer Parkes ist unbestreitbar die Pillnitzer Kamelie. Sie ist eine von vier Kamelien, die der schwedische Botaniker Karl Peter Thunberg der Legende nach Ende des 18. Jahrhunderts aus Ostasien in die Königlichen Botanischen Gärten Kew bei London brachte. Von dort aus gelangte sie nach Pillnitz. Heute ist die über 200 Jahre alte Kamelie mit einem Kronenumfang von fast elf Metern und einer Höhe von fast 8.60 Metern eine wirkliche Attraktion des Parkes. Sie blüht von Mitte Februar bis April, und ihre Krone ist in dieser Zeit mit Zehntausenden kleiner, karminroter Blüten übersäht. Im Winter erhält die sehr kälteempfindliche Kamelie ein beheizbares Haus, eine Glas-, Stahlkonstruktion, die über sie geschoben wird.
  
Zwischen Koniferenhain und Englischem Garten befindet sich die Orangerie. Ihr Vorgängerbau, ein Ringrenngebäude mit mechanischem Karussell aus hölzernen Pferden und Wagen, wurde 1725 erbaut. 1879/1880 wurde dieser Bau dann zur Orangerie erweitert. Heute sind in ihr in der kalten Jahreszeit die wärmebedürftigen, nicht winterfesten Pflanzen untergebracht.
   
Nördlich und nordöstlich vom Großen Schlossgarten schließen sich noch der Holländische und Chinesische Garten an. Grund für die Erweiterung des Parks um diese beiden Gärten ist hauptsächlich im Interesse des Kurfürsten für die Botanik zu suchen. Vor allem der Holländische Garten diente als „Botanische Schule" bzw. Anzuchtstätte für Pflanzen. Dazu gehörten mehrere Gewächshäuser sowie das von 1859 bis 1861 entstandene Palmenhaus. Es war das zu seiner Zeit größte gusseiserne Gewächshaus in Deutschland. 2009 wurde es mit einer interessanten Sammlung von Pflanzen aus Australien und Südafrika wieder eröffnet. Auch im Chinesischen Garten mit dem Großen Teich und Chinesischem Pavillon sind heimische und exotische Gewächse zu finden.
    
So hat im Laufe der Zeit der Park sein Gesicht verändert. Fest und Spiel wie zuzeiten des Barock traten Ende des 18. und im 19. Jahrhundert in den Hintergrund, die wissenschaftliche Gartenpflege und der Park als bedeutende Sammel- und Zuchtstätte für Pflanzen gewannen immer mehr an Bedeutung. Die komplexe Einheit von Schloss und Park aber, der pittoreske, exotische und vielseitige Charakter der Anlage sind über die Jahrhunderte erhalten geblieben und ziehen damals wie heute Scharen von Besuchern in ihren Bann.

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Vorschaubild, Schloss Pillnitz liegt an der Elbe im gleichnamigen Stadtteil von Dresden. Im Bild: Blick auf das Bergpalais vom Großen Schlossgarten aus. Nikater, Wikipedia, gemeinfrei

Tritonengondel im Schlosspark Pillnitz, by Linear77, Wikimedia, (CC BY 3.0) 

Das Schloss um 1800, Wikimedia, gemeinfrei 

Teich am Chinesischen Pavillon im Schlosspark Pillnitz, Dresden, by Rufus46, Wikimedia, (CC BY-SA 3.0)

Camellia sasanqua, by KENPEI - KENPEI's photo, Wikimedia, (CC BY-SA 3.0) 

Literaturquellen:

- Hans-Günther Hartmann, Pillnitz, Schloss, Park und Dorf, Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, 1981

- https://www.schlosspillnitz.de/de/schloss-park-pillnitz/

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