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Von Evchensruh nach Adams Hoffnung

Die sechs Erzählungen sind das Kaleidoskop eines Lebens: von der erinnerten Kindheit, die immer märchenhafte Züge trägt, über die verspielten Dinge der Jugend bis hin zu den harten Auseinandersetzungen im Erwachsenen-Dasein. Das Verschwinden von Glauben und Vertrauen, das Verzweifeln an der Welt, diese metaphorische Obdachlosigkeit (Safranski), sind Teil davon.

Carl Maria von Weber in Dresden

Carl Maria von Weber in Dresden

Ute Rosner

Carl Maria von Weber gehört zu den wichtigsten Komponisten seiner Zeit. Eng verbunden mit seinem Wirken und Schaffen ist die Stadt Dresden. Hier entstanden viele seiner Kompositionen, hier hinterließ sein künstlerisches Schaffen nachhaltige Spuren.

Carl Maria von Weber wurde am 19. November 1786 in Eutin in Holstein geboren. Er stammte aus einer Familie mit stark musikalisch geprägtem Hintergrund. Seine Mutter, Genovefa Weber, war Opernsängerin und Schauspielerin, der Vater, Franz Anton von Weber, Leiter einer wandernden Theatergesellschaft. Schon als Kind hatte Carl Maria von Weber auf diese Weise intensiven direkten Kontakt mit dem Theaterleben. Der Vater förderte frühzeitig die musikalischen Talente seines Sohnes. So erhielt Weber in seiner Jugend Unterricht im Klavierspiel, Harmonielehre und Tonsatz und schuf damit die Grundlage für seine spätere musikalische Laufbahn. Schon früh wagte er sich auch an eigene Kompositionen. Seine erste Oper komponierte er im Alter von zwölf Jahren. Sein zweites größeres Werk, die Vertonung des Singspiels „Das stumme Waldmädchen", wurde 1800 in Freiberg bei Dresden uraufgeführt. Zu Webers Lehrern gehörten unter anderen Michael Haydn, der Bruder Joseph Haydns, in Salzburg - unter seiner Anleitung entstand Webers Opus 1 „Sechs Fugetten" - und Opernvirtuose und Komponist Abbé Georg Joseph Vogler in Wien. Abbé Vogler, begeistert von dem jungen Talent, empfahl Weber an das Breslauer Theater, wo er von 1804 bis 1806 als Kapellmeister tätig war. Dort entstand Webers Oper „Rübezahl" nach einem Libretto des Breslauer Theaterdirektors und Dramaturgen J.G. Rohde, heute nur noch bruchstückhaft vorhanden. Einige Jahre nach der Freiberger Aufführung, 1807, besuchte Weber erstmals Dresden.Hier hielt er eine Reihe von Konzerten ab, gut besucht, aber wenig gewinnbringend. So verlief sein erster Besuch in der sächsischen Metropole eher enttäuschend.

Nächste Station seiner beruflichen Laufbahn war Prag. Dort arbeitete er von 1813 bis 1816 als Operndirektor am Ständetheater. Sein Aufgaben als solcher verstand er schon hier übergreifend, sah sich nicht nur als Dirigent, auch dem Orchester und Ensemble als Ganzes galt sein Bemühen und seine Sorge - eine Herangehensweise, die sich auch später in Dresden fortsetzte. Im Zuge seiner Suche nach neuen Sängern für das Ständetheater lernte Weber in Prag Caroline Brandt, seine spätere Frau kennen. In die Prager Zeit fallen Webers Vertonungen mehrerer Gedichte von Theodor Körner. Auch Weber hatte sich von der nationalen Begeisterung, verursacht durch die napoleonischen Befreiungskriege anstecken lassen. Die nach den Gedichten Körners entstandenen Lieder „Leyer und Schwerdt" waren seine Reaktion darauf.

1816 verhandelte Weber mit dem Grafen Vitzthum, dem Oberintendanten am Dresdner Hoftheater, über eine neue Anstellung an dessem Haus. Seine Bewerbung schien anfangs nicht von Erfolg gekrönt, und er richtete seine Bemühungen an entsprechende Institutionen in Berlin. Aber dann erfolgte doch der Ruf nach Dresden. 1817 trat Weber seine Stelle als Kapellmeister am königlichen Hoftheater in Dresden an, jedoch nicht ohne Widerstand aus höfischen Kreisen - ein Umstand, den Weber während seiner gesamten Dresdner Zeit spüren sollte. Insbesondere die Favorisierung der italienischen Oper am Dresdner Hof gestaltete sich als ein Faktum, mit dem Weber sich intensiv auseinandersetzen musste. Denn seine Bestrebungen hatten neben der Aufführung französischer und italienischer Werke vor allem die Etablierung der deutschen Oper in Dresden zum Ziel. So ging er mit Enthusiasmus daran, deutschsprachige Opern in die Spielpläne einzubauen, Inszenierungen zu erarbeiten. Dafür griff er auch in die bisherige Theaterbesetzung ein. Weber holte neue Sänger nach Dresden, u.a. die berühmte Wilhelmine Schröder-Devrient. Er gestaltete das gesamte Ensemble um, setzte neue Probenfolgen durch. Und er gründete - erstmalig in der Operngeschichte - einen eigenen Opernchor. Während zuvor die Kreuzschüler in der Regel die Chorpartien sangen, stand Weber nun ein professioneller Opernchor zur Verfügung.

Unterstützung für sein Anliegen fand er im „Dresdner Liederkreis", einer Dichterrunde, die sich der deutschen Romantik auf literarischen Gebiet verschrieben hatte, für Weber Quelle der Inspiration und Freundschaft. Und Webers Bemühungen trugen Früchte. Neben seiner Arbeit als Kapellmeister komponierte er in den folgenden Jahren mehrere Opern, Instrumentalwerke und Chöre, die Dresden zu einem Zentrum der deutschen Romantik auf musikalischen Gebiet machen sollten. 

Denkmal von Carl Maria von Weber
Denkmal von Carl Maria von Weber

Auch eines seiner bedeutendsten, nicht aus dem Kanon der deutschen Oper wegzudenkendes Werk entstand in Dresden - der Freischütz. Schon 1810 machte Weber indirekt Bekanntschaft mit dem Stoff, als er im Stift Neuburg bei Heidelberg das „Gespensterbuch" von A. Apel und F. Laun kennenlernte. Von da an ging er ihm nicht mehr aus dem Kopf, formte sich nach und nach die Handlung einer Oper.

Böhmen nach dem Dreißigjährigen Krieg. Eine Waldschenke, in der ein Wettschießen stattfindet, Vorspiel zum Probeschießen mit dem Ziel, die Hand Agathes zu erringen. Eine Kugel, die vom Teufel in Gestalt des „schwarzen Jägers" dorthin gelenkt wird, wohin der Schütze treffen will. Ein Treffen um Mitternacht in der Wolfsschlucht, um Freikugeln zu gießen und das Schießen zu gewinnen. Szenerie, Sprache und Musik bilden im Freischütz eine Einheit, die eine tiefe Volksverbundenheit und Volkstümlichkeit ausdrückt. Nicht zu vergessen das Übersinnliche, Schicksalshafte, das Weber an diesem Stoff so reizte, weil es so ganz dem Zeitgeist der Romantik entsprach. Der Wald als Hauptaktionsraum, die Figuren aus dem einfachen Volk und die Musik in Form von Volksliedintonationen, so der „Jungfernkranz, die schon zu damaliger Zeit ungeheure Popularität erlangten, all dies machte den Freischütz so erfolgreich - beim Volk. Uraufgeführt wurde er in Berlin. Gefüllt waren die Sperrsitze und Logen mit den literarischen und gelehrten Kreisen, die hohen Beamten und der Hof aber fehlten. Die Erstaufführung in Dresden fand im Januar 1822 statt.

Große Beliebtheit erlangten auch andere Instrumentalwerke Webers, so u.a. die „Aufforderung zum Tanz", entstanden wohl für Freunde, mit denen Weber sich regelmäßig in seinem „Sommerparadies" in Hosterwitz bei Dresden traf. Ab 1818 besaßen die Webers ein kleines Landhaus am Eingang des Keppgrundes. Denn es war die schöner Dresdner Umgebung mit ihren Anhöhen und Weinhängen, die es Weber so angetan hatte, für ihn Quelle der Inspiration. Hier suchte er Ruhe und neue kreative Impulse. 

1826 reiste Weber zur Uraufführung seiner Oper „Oberon" nach London. Zu diesem Zeitpunkt war er schon todkrank, gab aber dennoch mehrere Wiederholungsaufführungen und Konzerte - und wurde gefeiert. Eine Welle der Begeisterung und höchster Bewunderung schlug ihm in London entgegen. Ein neuer Freundeskreis um Weber herum bildete sich, dem sich auch Unbekannte anschlossen und ihn bei seinem ersten Besuch in Covent Garden überschwenglich empfingen. Die Zuneigung, die Weber in London erfuhr, ließ ihn seine schweren körperlichen Leiden, sein quälendes Heimweh und seine Todesangst zeitweise vergessen. Seine Heimat und seine Familie sah er jedoch nicht wieder. In der Nacht zum 5. Juni 1826 starb Weber im Haus seines Gastgebers. Beigesetzt wurde er m 21.Juni 1826 in der Marienkapelle von Moorfields, unter Anteilnahme vieler Kollegen und Freunde.

Erst 18 Jahre später wurden Webers Gebeine nach Dresden überführt und auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden-Friedrichstadt bestattet.

Webers Bemühungen, der deutschen Oper einen festen Platz in Dresden zu verschaffen, waren lange Zeit nicht von Erfolg gekrönt. Was er als persönliches Missgeschick wertete, lag jedoch vor allem in der Gesinnung der höfischen und hohen Kreise der damaligen Zeit begründet, deren Geringschätzung der deutschen gegenüber der italienischen Oper. Denn für diese galt nur, wer italienisch sprach und sang. Erst 1832 kam es in Dresden zur entscheidenden Trendwende, und mit der Eröffnung der Semperoper 1841 und der Berufung Richard Wagners zum Kapellmeister 1843 konnte sich die deutsche Oper endgültig in der sächsischen Residenz durchsetzen.

Heute halten verschiedene Stätten Webers Wirken in Dresden lebendig. Sein ehemaliges Sommerhaus in Hosterwitz, jetzt Museum, enthält eine umfangreiche Sammlung an Stücken zu Leben und Werk des berühmten Komponisten. Ein Standbild, zwischen Semperoper und Gemäldegalerie „Alte Meister" zu finden und von Ernst Rietschel um 1860 geschaffen, erinnert an ihn. Und seit 1959 trägt die Dresdner Musikhochschule in Fortsetzung der musikalischen Tradition seinen Namen - „Carl Maria von Weber".

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Bildquellen:

Vorschaubild. Gemälde von Carl Maria von Weber von Caroline Bardua (1781-1864), gemeinfrei

Denkmal von Carl Maria von Weber aus Die Gartenlaube Ernst Keil's Nachfolger von 1862, gemeinfrei


Literaturquelle:

- Karl Laux, Carl Maria von Weber, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1978

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