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Christoph Werner

Schloss am Strom
Roman


Schinkel kämpft in seinen Fieberträumen um die Vollendung seines Bildes "Schloss am Strom". Er durchlebt auf seinem Krankenbett noch einmal sein erfülltes und von krankmachendem Pflichtgefühl gezeichnetes Leben und die Tragik des Architekten und Künstlers, der sich zum Diener des Königs machen ließ

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf

Florian Russi

In der Oberlausitz, etwa 80 Kilometer von Dresden entfernt, liegt der Ort Herrnhut. Er ist das Zentrum der Herrnhuter Brüdergemeinde, einer pietistisch-protestantischen Religionsgemeinschaft, der weltweit etwa 1 Million Gläubige angehören. Bekannt ist sie über ihre Reihen hinaus durch die regelmäßig erscheinenden „Losungen", durch die in Herrnhut erstmals hergestellten markanten Weihnachtssterne und durch den Ruf, dass ihre Anhänger fest daran glauben, dass sich durch intensives Beten und Gottvertrauen der Wille des Vaters im Himmel auch auf Erden erkennen lässt.
Gedenktafel in Wittenberg
Gedenktafel in Wittenberg

Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinschaft war der am 26. Mai 1700 in Dresden geborene Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Seine Familie stammte aus Österreich und war von dort wegen ihres protestantischen Glaubens vertrieben worden. Sein Vater Georg Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf verstarb im Geburtsjahr seines Sohnes. So kam dieser in die Obhut seiner Großmutter, die eine sehr gebildet und fromme Protestantin war. Sein Taufpate war der Theologe und Genealoge Philipp Jacob Spener, einer der bedeutendsten Vertreter des Pietismus.

1710 kam Zinzendorf als Schüler in die Franckeschen Stiftungen in Halle. Deren Gründer, auch er ein engagierter Pietist, nahm großen Einfluss auf die Entwicklung des Jungen. Wie begeisterungsfähig dieser in religiösen Dingen war, wird auch daraus ersichtlich, dass er als Jugendlicher in einem Alter, in dem andere Jugendliche „Räuberbanden" bildeten, zusammen mit dem gleichaltrigen Berner Patrizierssohn Friedrich von Wattenwyl eine fromme Gemeinschaft gründete, der sie den Namen „Senfkornorden" gaben. Ziel dieses Ordens war es, „Liebhaber Jesu" zusammenzuführen.

Mit 16 Jahren begann Zinzendorf in Wittenberg ein Studium der Rechtswissenschaften, das er drei Jahre später abschloss. Anschließend unternahm er eine längere Reise in die Niederlande und nach Frankreich. Dabei kam er mit Angehörigen mehrerer Religionsgemeinschaften in Kontakt und befasste sich mit der Frage, worin deren Gemeinsamkeiten lagen oder liegen könnten. Von 1721 bis 1732 stand er dann in Dresden als Hofjurist in Diensten des Sachsenkönigs August der Starke.

1722 erwarb er von seiner Großmutter das Rittergut Mittelberthelsdorf in der Oberlausitz. Dort bot er im selben Jahr einer Gruppe von Religionsflüchtlingen aus Mähren eine neue Heimat. Es handelte sich dabei um gläubige Christen, die sich auf den Kirchenreformator Johannes Hus beriefen und deren Vorfahren zum Teil den Glaubensgemeinschaften der Taboriten und Waldenser angehörten hatten. Ein paar Jahre später kam eine Gruppe von schlesischen Protestanten, die sich auf den Reformator Kaspar Schwenkfeld beriefen, hinzu. Die Zugewanderten gründeten in der Nähe des Rittergutes Mittelberthelsdorf die Gemeinde Herrnhut. Zinzendorf gelang es, die Flüchtlinge zusammenzuführen und zu einen. Heute sind sie als „Herrnhuter Brüdergemein(d)e" bekannt und unter verschiedenen Namensbezeichnungen weltweit verbreitet.

Auf einer Reise nach Kopenhagen lernte Zinzendorf einen Mann kennen, der aus einer Sklavenfamilie von der Karibik-Insel St. Thomas stammte. Er kümmerte sich um ihn und nahm die Begegnung zum Anlass, in St. Thomas und später auch an anderen Orten der Neuen Welt seinen Glauben zu verbreiten. Er vertrat die Auffassung, dass alle Menschen in gleicher Weise von Christus erlöst und berufen waren und dass die christliche Mission lediglich die Aufgabe hätte die bisher unwissenden Gotteskinder aufzuklären und von der christlichen Botschaft zu begeistern. Einer seiner Leitsätze lautete: „Ich sage, dass die wahre Gottesgelehrsamkeit im Liebhaben besteht".

Seine Mission war erfolgreich. Von den knapp 1 Million heutigen Herrnhutern leben die meisten in Tansania oder im karibischen Raum.

Weniger gelitten war sein Wirken in Sachsen. 1732 und 1736 wurde er aus dem Land ausgewiesen und seine Brüdergemeinde geächtet. 1747 durfte er jedoch zurückkehren und zwei Jahre später wurden die Herrnhuter als eine der sächsischen evangelischen Landeskirche verbundene Gemeinschaft anerkannt.

Zinzendorf hat über 2000 Lieder, Gedichte und Gebete verfasst. Sein Tischgebet: „Komm Herr Jesus Christ, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast" wird bis heute in vielen christlichen Familien gebetet. Von seinen Liedern wurden vor allem „Jesus, geh voran" sowie „Herz und Herz vereint zusammen" sehr populär.

1749 bereiste Zinzendorf England, wo sich einige Brüdergemeinden gebildet hatten. Von 1751 an lebte und wirkte er ganz in London, kehrte aber 1755 nach Berthelsdorf zurück. 1922 hatte er in erster Ehe die Gräfin Erdmuthe Dorothea von Reuß-Ebersdorf geheiratet. Mit ihr bekam er 12 Kinder, von denen jedoch nur 4 überlebten. Nach Erdmuthes Tod im Jahr 1756 heiratete er seine Mitarbeiterin Anne Nitschmann. Mit ihr war er nicht ganz bibelkonform noch zu Lebzeiten seiner 1. Frau ein Verhältnis eingegangen.

Nikolaus Ludwig (Reichs-)Graf von Zinzendorf und Pottendorf - so sein voller Name - starb am 09. Mai 1760 in Herrnhut. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen „Gottesacker".

 

   

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- Vorschaubild: Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Scan aus dem Buch „Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen", herausgegeben von Ludwig Bechstein. (gemeinfrei)
- oben rechts: Gedenktafel in Wittenberg. von OTFW, Berlin, Lizenz: CC-BY-SA-3.0 via Wikimedia Commons
- mitte links: Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Ausschnitt aus einem Gemälde von Balthasar Denner (bearb.)
- unten rechts: Zinzendorf-Denkmal in Herrnhut. Foto Andreas Praefcke (gemeinfrei).

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