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N wie Ninive
Erzählungen

In metaphorisch einprägsamen Stil  werden verschiedene Schicksale erzählt, die ihren Haupthelden alles abverlangen, sie an ihre Grenzen bringen. Bei der Frage nach der Schuld, nach Gerechtigkeit und Gott verstricken sich Zukunft und Vergangenheit. 

"Er hat einen eigenen Ton, ein bisschen mecklenburgisch erdenschwer, aber dann auch wieder sehr poetisch"

Frankfurter Allgemeine 07.10.2014 Nr. 232 S. 10 

Anzeichen, welche, wie sich das Volk erzählt, dem Tode König Friedrich August´s II. vorhergingen

Anzeichen, welche, wie sich das Volk erzählt, dem Tode König Friedrich August´s II. vorhergingen

Johann Georg Theodor Grässe


Anzeichen, welche, wie sich das Volk erzählt, dem Tode

König Friedrich August's II. vorhergingen

Ehe der hochselige König Friedrich August seine letzte Reise nach seinem Lieblingslande Tyrol im August 1854 antrat, scheint er selbst Todesahnungen empfunden zu haben, sonst hätte er nicht kurz vor seiner Abreise mit eigener Hand seinen letzten Willen aufgesetzt. So oft er früher ins Ausland gereist ist, ist ihm gleichwohl dieser Gedanke nie gekommen. Er reiste bekanntlich zur Zeit der Dresdner Vogelwiese ab, als nun wie gewöhnlich bei dem am Freitag der Vogelwieswoche abgehaltenen Feuerwerke seine Namenschiffer mit der Krone darüber in Brillantfeuer abgebrannt werden sollte, so gelang es trotz allen Bemühungen des betreffenden Feuerwerkers nicht, Namen und Krone zusammen zum Brennen zu bringen, zwar brannte zuletzt noch das FA, allein die Krone anzuzünden war vergeblich.

Einige Tage vor seinem unglücklichen Tode (9. August) soll der in Pillnitz vor dem Bergpalais stehende Wachposten gemeldet haben, er habe spät am Abend auf der vor demselben hinlaufenden Galerie einen Mönch erblickt, habe ihn angerufen, aber keine Antwort erhalten und derselbe sey verschwunden. Denselben Mönch soll am folgenden Tage auch eine hohe Person selbst erblickt haben. Am Abend vor dem Todestage des Königs erblickte ihn angeblich die Wache wieder, rief ihn abermals an und als er keine Antwort gab, soll der Soldat auf ihn geschossen haben, aber wörtlich nur in die Luft. Vierzehn Tage vorher aber hatte man im Schlosse selbst besagten Mönch gesehen und wurde, wie Schreiber dieses bezeugen kann, ein bekannter Gelehrter deshalb befragt, ob dies wohl der sogenannte Dresdner Mönch (s. unten) seyn könne, also zu einer Zeit, wo kein Mensch an jenen unglücklichen Zufall dachte, der dem König das Leben kostete.

Ueber dem jetzt restaurirten schönen Portal des sogenannten Jagdthors am K. Schlosse nach der Brücke zu keimten seit vielen Jahren mitten aus den Steinen heraus eine große Anzahl der schönsten Königskerzen, über deren herrliche Blüthen sich der hochselige König als Blumenfreund nicht wenig freute. Am Morgen jenes Unglückstages stürzten auf einmal sämmtliche Königskerzen herab und dieses von vielen Dresdnern als ein höchst unglückliches Anzeigen betrachtete Ereigniß fand durch die am andern Tage eingelaufene Nachricht vom Tode des Königs seine traurige Bestätigung.

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Johann Georg Theodor Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Bd. 1. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage, Dresden 1874, S. 40-42.

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